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26. März 2012

Gelesen: Benjamin Stein - Replay

Machen uns Visionen nicht allen Angst? In "Replay" von Benjamin Stein taucht man in das Leben des Informatikers Ed Rosen ein und sieht die Welt mit seinen Augen. Obwohl ihm eines nachts ein Huf am Ende seiner Bettdecke erscheint, willigt er ein, ein riskantes Experiment zu wagen und den Prototyp des UniComs, den er selbst in dem Biotechnikunternehmen entwickelt, in dem er arbeitet. Ein UniCom steuert Sinneswahrnehmungen. So können Erinnerungen beliebig wiedererlebt und verändert, sogar verschönert werden. Dieses bietet nicht nur Vorteile wie das tägliche Wiedererleben der schönsten Erinnerungen, die man hat, sondern auch Risiken ...

Der Schreibstil von Benjamin Stein ist leicht verdaulich - anders als Uwe Tellkamp findet man keine seitenlange Sätze oder komplizierten Satzstrükturen. Manchmal taucht die Figur Ed Rosen allerdings in Fachwissen über Pilates, den Wattschen Dampfregeler oder Schach ab. Besonders süß fand ich es, dass es geradezu klang, als hätte Ed vor seiner ersten Pilatesstunde in einem Buch oder bei Wikipedia nachgeguckt, wie diese Sportart entstand und worum es geht. Auch der Vergleich des schwarzen Schafes unter den Erinnerungen, dass ab und zu blökt, fand ich reizend. Blöken ist ein Verb, dass man viel zu wenig liest. Allgemein finde ich das vermehrte Auftauchen verspielter Wörter wie "versonnen" oder "Nymphe" passend zu den sonst mal fachlichen, mal alltäglichen Schreibstil. Allerdings kommen allerlei bekannten Namen vor wie Assange (Wikileaks-Gründer) und ebenso gibt es eine kritische Debatte für Facebook, die für mich neben dem Blöken ein kleines Highlight war.

Am Anfang ist es ein wenig verwirrend, dass der Erzähler immer wieder in Erinnerungen schwelgt und teils in verschiedenen Zeitebenen umherschwirrt. Aber ich denke, dass man sich nach spätestens 40 Seiten eingelesen hat und sich nicht wie bei der Kurzgeschichte "Der Schlaf in den Uhren" von Uwe Tellkamp erst einmal eine Zeitebenentabelle machen muss, um ganz durch die Handlung zu steigen und weiß immer, in welcher Zeitebene man sich gerade befindet.

Auch, wenn ich Deutsch studiere, will ich nicht als Rezensentin dieses Buch eine dieser typischen Rollen wie Richter, Lehrer, Freund oder Anwalt einnehmen, wie wir alle im Deutschunterricht gelernt haben, als es um Literaturkritik ging und wir mindestens 20x pro Stunde den Namen Reich-Ranicki hörten und in den wirrsten Variationen schrieben, weil wir nicht wussten, dass es zwar Ranitzi gesprochen, aber Ranicki geschrieben wird.

Auch, wenn ich es nicht erwartet hätte, war dieses Buch echt lesenswert. Es klang interessant, aber ich war skeptisch, ob das Buch etwas für meinen Geschmack ist oder mich enttäuschen wird. Die Figur Ed Rosen hat allerdings schon von Beginn bis Ende geschafft, mich zu fesseln. Wahrscheinlich ist es nichts für jeden - aber welches Buch ist das schon? In diesem Buch hat man die Gelegenheit, vollkommen in die Gedankenwelt eines Mannes abzutauchen und mit ihm in den Wellness-Tempel und zur Thai-Massage zu gehen und seinen inneren wie äußerlichen Wandel und den Einfluss von Matana auf ihn zu erleben.Will man mal als Frau nicht nur die ewig gleichen Frau-mit-Luxusproblemen-Romane lesen, hat man hier die ideale Alternative, die bei einer Seitenzahl von 176 Seiten auch relativ schnell zu lesen ist. Einziger Kritikpunkt meinerseits ist, dass die Themen des Buches nach und nach abgearbeitet wurden, wie ich den Eindruck hatte.  Auch, wenn es Hardcover 17,95 Euro kostet, kann ich es bedenkenlos empfehlen und hoffe, dass es noch als Taschenbuch erscheint, weil Hardcover leider für unterwegs recht unpraktisch sind, wie ich als Zugfahrtleserin finde.

Vielen Dank an http://www.bloggdeinbuch.de, den Autor Benjamin Stein und den H. C. Beck Verlag dafür, dass ich dieses Buch genießen durfte.
Falls euch nun das Buch interessiert, könnt ihr es unter anderem hier beim Beck Verlag bestellen.

1 Kommentar:

  1. Klingt ganz interessant. Ich steh auf Bücher, die etwas abgedrehtere Handlungen und außergewöhnliche Protagonisten haben.
    Kleiner Tipp: Bei der Kosntruktion "auch wenn" wird kein Komma gesetzt. Keine Ahnung, wie die genaue Regel ist, aber das "auch" ist einfach Teil des Nebensatzes und ein Komma ergibt an dieser Stelle keine sinnvolle satzeinteilende Funktion ;) Und der zweite Satz erscheint mir nicht ganz schlüssig. Da fehlt ein Teil oder?

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