Willkommen auf Blumen im Nirgendwo! Viel Spaß beim Lesen dieses Blogs! Bei Fragen, Anregungen, Kritik oder Artikelwünschen kannst du gerne einen Kommentar hinterlassen. Blognews vom 27.01.2014: +++ Gesichtet im Januar: Essence Kalinka Beauty Limited Edition überraschend gut, Essence Ice Ice Baby Limited Edition, Catrice Cremé Fresh LE und Alverde Vintage Rose LE leider eher enttäuschend +++ Bald neue Blogposts zu MAC und Kosmetik Kosmo Pinseln von Sid/QueenofEvilness +++ Neue Blogposts von Co-Bloggerin Innocence +++ Hanas Mutti stellt ihre Lieblingsprodukte von Lakshmi und Dr. Hauschka vor

11. Juni 2011

Schreibwettbewerb - Beitrag 3: Spiegelbild

Laura setzte sich an den kleinen, weißen Schminktisch, den ihr Josue letztes Jahr geschenkt hatte. Ihre Hände berührten das glatte Holz und fuhren über Tiegelchen, Stifte und Fläschchen hinweg.


Sie blickte ihr Ebenbild im Spiegel an. Ihr Gesicht schien fahl und eingefallen. Leichte Augenringe umrahmten ihre dunkelbraunen Augen und ließen sie müde, gar erschöpft wirken. Ihre Lippen wirkten blass, ihre Mundwinkel bildeten eine traurige Miene. Eine Bewegung im Spiegel lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das Bett am anderen Ende des Schlafzimmers. Sie beobachtete ihren Freund, wie dieser sich des nächtlichen Schlafes entledigte. Er bewegte sich langsam und mühevoll, bis er schließlich eine Position fand, aus der er seine Freundin am Schminktisch beobachten konnte.

„Morgen Schatz“ sprach er schwach und halb ins Kopfkissen gemurmelt.

Laura lenkte ihren Blick wieder auf ihr Ebenbild. „Morgen“ brachte sie knapp hervor.

Danach Stille. Laura spürte den stechenden Blick Josues auf ihrem Rücken. Und den stechenden Blick ihres eigenen Abbilds direkt vor ihr im Spiegel.

Sie griff zu einem kleinen Fläschchen Make-Up.

Plötzlich durchbrach Josues Stimme wieder die Stille, diesmal fester und durchdringender: „Weißt du… Ich finde dich ohne Schminke viel schöner. Das brauchst du gar nicht.“

Laura hätte fast angefangen, zu lachen. Doch nur fast. Was für einen absurden Gedanken Josue da geäußert hatte. Laura fragte sich, ob er im diesem Spiegel wohl die gleiche Laura sah, wie sie es tat? Sie sah ein Mädchen, das ohne Make-Up, Mascara und Lidschatten nicht mehr vor die Tür treten konnte. Ein Mädchen, das sich in seiner eigenen Haut nicht mehr wohl fühlte.

„Doch, ich brauche es. Sieh dir doch meine Haut an… Kalkweiß, wie die einer Leiche. Als wäre kein Leben in mir…“

Laura beobachtete, wie sich Josue im Bett aufrichtete und sie ernst im Spiegel musterte.

„Ich liebe deine Haut. Bevor du dich schminkst ist sie weiß wie Porzellan. In meinen Augen ist sie makellos.“

Wie Porzellan… Laura verstand nicht. Wie konnte man diese fahle, kalte Haut als schön empfinden? Sie strafte Josue im Spiegel eines ernsten Blickes.

„Wenn du meinst… Und was sagst du zu meinen Augenringen? So kann ich ja wohl nicht auf die Straße gehen.“

Josue setzte sich auf die Bettkante und musterte Laura traurig.

„Ich liebe deine Augenringe. Sie sind die Schatten deiner wunderschönen braunen Augen und deswegen ebenso ein Teil von dir.“

Die Augenringe, ein Teil von ihr? Laura musterte sich im Spiegel, als würde sie ihr Gesicht zum ersten Mal betrachten. Mit ihrer Hand fuhr sie sich über das kalte, weiße Gesicht und zeichnete ihre Augenringe nach. Dabei spürte sie, dass ihr eine kleine Träne die Wange hinab gerinnt war. Überrascht betrachtete sie ihre nasse Fingerkuppe. Als sie wieder in den Spiegel sah, stand Josue hinter ihr. Er legte seine Hände auf ihre Schultern und lächelte sie an.

„Und was ist mit meinen Lippen? Sie sind so hell, als hätten sie gar keine Farbe. Wie leblos.“

Laura sah im Spiegel, wie sich Josue zu ihr hinunter beugte und ihr ins Ohr flüsterte:

„Ich liebe deine Lippen. So natürlich wie sie sind, sind sie wundervoll. Wie würdest du dazu sagen? ‚nude‘? So bist du perfekt.“

Er küsste sie kurz und liebevoll und richtete sich dann wieder auf. „Ich setze den Kaffee auf.“ Laura sah Josue nach, wie er das Schlafzimmer verließ und die Tür hinter sich offen stehen ließ. Sie konnte jetzt sogar einen winzigen Winkel der Küche einsehen und ihn dabei beobachten, wie er die Kaffeemaschine befüllte.

Als Laura ihren Blick wieder auf ihr Ebenbild im Spiegel richtete, sah sie einen anderen Menschen, als noch Minuten zuvor. Ihr Gesicht schien edel und sanft wie Seide. Ihre Augen strahlten so viel Freude und Lebenslust aus, dass sich kleine Augenringe wie Schatten darunter bildeten. Ihre Lippen bildeten ein Lächeln und strahlten die eben erfahrene Liebe wider.

Laura legte das Make-Up weit von sich weg und stand vom Schminktisch auf, dem Duft des frischgebrühten Kaffees folgend.

Geschichte von San, sie hat ihn auch hier bei SanJess veröffentlicht

3 Kommentare:

Konstruktive Kritik ist willkommen!

Bei nicht themenbezogenen Themen lieber eine Mail an blumenimnirgendwo@live.de schicken.

Blog- oder Gewinnspielwerbung wird nicht veröffentlicht.