Karla: Oh, Elisabeth, mein Herz sehnt sich nach dem Erwerb von schmückenden Pigmenten! So sind Sie, wie Sie wissen, die Einzige, die diesen Wunsch mit mir teilt - seien Sie doch meine Gefährtin!
Königin: Oh nein, Karla, was für ein Schritt! So kennen Sie doch mein Herz nicht - das Schmücken meiner selbst bleibt mir entfernt; der Verzicht hingegen, den mein Mann von mir forderte, ist mein erstes Ziel.
Karla: Dieser Teufel! Sein Argwohn hat schon lange mein Herz zum Bersten gebracht - so lassen Sie doch Ihre Seele nicht auch von ihm vergiften!
Königin: Zügeln Sie Ihre Wut, Karla. Ihre Stimme durchdringt des Schlosses Gemäuer wie die Schwerter der Ritter die Herzer ihrer Feinde.
Karla: Oh, Elisabeth - so teilen Sie nicht meine Leidenschaft, meine Lippen zum Leben zu erwecken, wie mit dem Blut eines Drachen gefärbt?
Königin: Nein, Karla, dies liegt hinter mir. Tief in mir liegt mein Herz, doch auf solch eine Eitelkeit zu verzichten, zugunsten Spaniens, dies ist mein wirklicher Wunsch.
Karla: Königin, seien Sie sich selbst gegenüber ehrlich - Philipp, der Fürchterliche, lässt all' Ihr Blut gefrieren. Warum opfern Sie Ihr Herz für diesen Mann, dessen einziger Wunsch ist, Scharen von Menschen tot zu sehen und sich an dem Anblick der mit Blut übergossenen Leichen zu ergötzen?
Königin: Abscheulicher Gedanke! Die Begierde meines Gatten richtet sich einzig und allein auf den Frieden in Spanien.
Karla: Mit dem Verzicht auf unseren Schmuck will er auch gleich den Frieden erzwingen wie mit Pfeilen und Schwertern?
Königin: Ihn ehren ist mein Wunsch und mein Vergnügen.
Karla: Also ist es nicht die Liebe, die Sie zu dieser Handlung treibt?
Königin: Es ist die Pflicht, die über mir steht und der ich diene. Auch Sie, Karla, sollten nicht Ihrer Schönheit dienen - so mag sie doch Ihre erste Liebe sein, und doch bleibt Spanien immer unsere Herrin.
Karla: Doch wie soll ich in den Spiegel blicken, in das Antlitz, das von Schönheit so frei, so entblößt von jeglichem Schmuck?
Königin: Oh Karla! Wie groß wird unsre Tugend, wenn unser Herz bei ihrer Übung bricht!
Karla: Oh, Königin, eine solch schöne Seele wie Ihre erblickte ich nur bei Ihnen allein. Ich will der Pflicht dienen, so wie Sie es von mir verlangen. So hoffe ich, eines Tages so erhaben foranzuschreiten, auf dem schmalen Grad der Tugend zu wandeln, wie meine Königin.
Königin: Oh Karla, mein Herz erleichtert sich bei diesem Versprechen. Nun gehen Sie fort, der König mag uns jederzeit entdecken.
von cloudsandcrystals
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